Prothesen verändern Leben – aber sie sind oft teuer und ihre Herstellung dauert lange. Herkömmliche Prothesen für die oberen Gliedmaßen können Tausende von Dollar kosten und ihre Herstellung dauert Wochen oder Monate, sodass viele Menschen nicht die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Das Victoria Hand Project mit Sitz an der University of Victoria in Kanada beweist, dass es einen besseren Weg geben kann. Durch die Kombination von intelligenter Technik, einem globalen Netzwerk von Kliniken und den Möglichkeiten des 3D-Drucks können sie maßgeschneiderte Handprothesen für etwa 150 US-Dollar an Materialkosten liefern – und diese oft innerhalb weniger Tage an den Patienten anpassen.
„Unser Ziel ist einfach: Wir möchten Menschen mit Gliedmaßenverlust weltweit helfen, indem wir kostengünstige, vor Ort herstellbare Prothesen, die gedruckt werden, anbieten“, sagt Gründer und Chief Technical Officer Dr. Nick Dechev.
Von neugierigen Studenten zu einem Projekt mit globaler Wirkung
Die Idee entstand 2015, als Dr. Dechevs Labor und eine Gruppe von Ingenieurstudenten versuchten, eine Handprothese im 3D-Druck herzustellen. Die ersten Testdrucke waren überraschend stabil und funktional. Sie verfeinerten das Design Version für Version, fügten Funktionen hinzu, verbesserten die Haltbarkeit und hörten auf das Feedback von Patienten und Ärzten.
Heute arbeitet das Victoria Hand Project mit Partnern in 11 Ländern zusammen, die jeweils vor Ort Prothesen herstellen und anpassen können. Der Arbeitsablauf ist einfach:
- Ein zertifizierter Orthopädietechniker misst die Extremität des Patienten und nimmt einen Gipsabdruck.
- Der Abdruck wird in 3D gescannt und in Autodesk Fusion 360 importiert.
- Von dort aus übernimmt die speziell entwickelte Anpassungssoftware des Victoria Hand Project. Traditionell ist die Erstellung eines perfekt passenden Schaftmodells in CAD ein komplexer, stundenlanger Prozess, der einen hochqualifizierten Konstrukteur erfordert. Diese Software automatisiert den Prozess – sie analysiert den Scan, passt die Geometrie an die genauen Maße des Patienten an und gibt innerhalb weniger Minuten ein druckfertiges Modell aus.
- Die Teile werden dann vor Ort gedruckt und montiert, oft über Nacht, sodass der Patient bereits am nächsten Tag versorgt werden kann.
„Alles geschieht vor Ort“, sagt CEO Michael Peirone. „Das senkt die Kosten und die Lieferzeit und stellt sicher, dass die Menschen die Versorgung erhalten, die sie brauchen, wenn sie sie brauchen.“
Die Automatisierung durch die speziell entwickelte Software macht das Projekt skalierbar und so wirkungsvoll. Kliniken in Entwicklungsregionen oder Konfliktgebieten haben oft keine CAD-Spezialisten unter ihren Mitarbeitern. Mit der Software kann jeder ausgebildete Orthopädietechniker eine passgenaue Prothese anfertigen, ohne sich in komplexe 3D-Modellierung einarbeiten zu müssen. Das bedeutet, dass die Patienten viel schneller angepasst werden können, was für die Wiedererlangung der Feinmotorik entscheidend ist. Erfahren Sie mehr über die von Victoria Hand Project selbsterstellte Software.
Näherer Blick auf Victoria Hand
Das neueste Design von Victoria Hand ist ein Gleichgewicht aus Stärke, Präzision und Reparaturfreundlichkeit. Die Handfläche und die Finger enthalten kleine lasergeschnittene Metallplatten für eine reibungslose, zuverlässige Bewegung, während die Gelenke und Verbindungen in 3D gedruckt sind.
Die Fingerspitzen bestehen aus Silikon für besseren Halt und Flexibilität, kombiniert mit einer PLA-Struktur für Stärke und Leichtigkeit.
Die Hand kann in verschiedenen Positionen arretiert werden, so dass der Benutzer alltägliche Aufgaben wie Kochen, Arbeiten, das Halten von Werkzeugen oder sogar das Bedienen einer Kamera ausführen kann. Wenn ein Teil verschlissen ist, kann es innerhalb von Stunden nachgedruckt und ersetzt werden – ohne dass es zum Service geschickt werden muss.
Ausschließlich angetrieben vom Original Prusa XL
Als das Victoria Hand Project nach dem richtigen Drucker suchte, brauchten sie mehr als nur ein großes Druckvolumen. Der Original Prusa XL erfüllt alle Anforderungen – von einem großen Druckvolumen über eine gleichbleibende Druckqualität bis hin zu Funktionen wie automatischer Kalibrierung und Power Panic für die Wiederherstellung nach Stromausfällen.
Für Schäfte, die über dem Ellenbogen liegen, ist das Bauvolumen von entscheidender Bedeutung, und ein typischer Schaft wird in etwa 9,5 Stunden gedruckt, so dass auch in schwierigen Umgebungen eine schnelle Fertigstellung möglich ist.
Das modulare Design und die Multi-Tool-Fähigkeit des XL machen ihn außerdem anpassungsfähig für zukünftige Entwicklungen, vom Testen neuer Materialien bis hin zum Drucken von Mehrfachkomponenten.
Große Wirkung in der Ukraine
Einer der jüngsten Partner des Projekts ist die Arol Plus Klinik in Lviv, Ukraine – eine große, moderne Einrichtung, die alle Arten von Prothesen für Kriegsgeschädigte herstellt. Die Klinik verfügt nun über mehrere Original Prusa XL-Drucker, die ausschließlich für die Designs von Victoria Hand verwendet werden.
Klinikdirektor Oleksandr Herasymenko erklärt den Wert des 3D-Drucks:
„Patienten, die schnell funktionelle Prothesen für die oberen Gliedmaßen erhalten, können ihre Fähigkeiten viel schneller wiedererlangen. Feinmotorische Fähigkeiten brauchen Zeit, um wieder zu erlernen – je früher wir damit beginnen, desto besser sind die Ergebnisse.“
Mit den XLs kann die Klinik Hände in Tagen statt in Wochen herstellen und anpassen. Die Möglichkeit, Schäfte, Arme und Ersatzteile vor Ort zu drucken, bedeutet, dass sie die Designs an die Bedürfnisse jedes Patienten anpassen können.
„Ein 3D-Drucker braucht keine Mittagspause oder Urlaub“, fügt Oleksandr hinzu. „Er arbeitet rund um die Uhr, sodass wir immer genau das produzieren können, was wir brauchen.“
Ein funktionierendes Projekt
Das Victoria Hand Project arbeitet ständig an der Verbesserung seiner Entwürfe. Zu den jüngsten Aktualisierungen gehören die Innen- und Außenrotation des Ellbogens für einen natürlicheren Bewegungsumfang sowie Verfeinerungen, die das Drucken und die Montage für Partnerkliniken noch einfacher machen. Auch an der Software wird gefeilt.
„Wir wollen weiter expandieren, damit wir mehr Menschen in Not erreichen können“, sagt Nick. „Letztendlich hoffen wir, dass wir jedem Menschen überall auf der Welt eine prothetische Versorgung ermöglichen können.“
Projekte wie dieses zeigen, dass der 3D-Druck Leben verändern kann. Die Frage ist: Was können Sie machen, um Menschen zu helfen?
Jakub Kmošek und Štěpán Feik








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